Liquidität

Was ist Liquidität?

Liquidität ist die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen. Das heißt: Ein liquides Unternehmen kann fällige Zahlungen fristgerecht und uneingeschränkt begleichen. Ist die Liquidität dauerhaft nicht gegeben, liegt eine Insolvenz vor.

Inhaltsverzeichnis
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    Lesedauer: 6:09 min

    Was ist Liquidität in der Wirtschaft? 

    In der Wirtschaft ist Liquidität die Fähigkeit von Unternehmen, Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen zu können. Die Begleichung der offenen Zahlungen (z. B. Löhne, Gehälter, Mieten, Leasingraten und Rechnungen von Lieferanten) erfolgt dabei durch sogenannte liquide („flüssige“) Mittel. Vor allen Dingen sind dies Barguthaben und Bankguthaben – also Geld aus dem Umlaufvermögen, das kurzfristig zur Verfügung steht. Ist ein Unternehmen nicht mehr in der Lage, seine Zahlungen zu begleichen, so ist die Rede von der Zahlungsunfähigkeit. Kann diese wiederum nicht kurzfristig behoben werden, so geht ein Unternehmen in die Insolvenz. 

    Was ist eine gute Liquidität? 

    Eine gute Liquidität ist weder zu hoch noch zu niedrig. So zieht eine mangelhafte Zahlungsfähigkeit folgende Konsequenzen nach sich: 

    • Zahlungsverpflichtungen können nicht mehr erfüllt werden 
    • Kreditlinien werden überzogen 
    • Skonto kann nicht mehr genutzt werden 
    • Umsatzsteuer kann nicht abgeführt werden 
    • Gehälter können nicht gezahlt werden 
    • Vermögensgegenstände müssen verkauft werden 
    • Bonität fällt (Banken gewähren keine Kredite mehr) 
    • Abwärtsspirale bis zur endgültigen Zahlungsunfähigkeit

    Eine zu hohe Liquidität ist hingegen weitaus weniger problematisch. Dennoch ist es nicht erstrebenswert, liquide Zahlungsmittel im Überfluss vorzuhalten. Denn in diesem Fall tätigt ein Unternehmen meistens kaum Investitionen, wodurch die Rentabilität sinken kann. Gleichzeitig sinkt der Wert der liquiden Mittel aufgrund der Inflation fortlaufend. 

    Wie wird die Liquidität berechnet? 

    Es existieren drei Grade der Liquidität, die jeweils unterschiedliche Aspekte ins Verhältnis setzen. Im Ergebnis entstehen Kennzahlen zur Beurteilung der Liquiditätssituation eines Unternehmens. Die Liquiditätsgrade stellen sich folgendermaßen dar: 

    Liquidität 1. Grades  

    Die Liquidität 1. Grades (Cash Ratio) beantwortet folgende Frage: In welchem Maße kann ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit flüssigen Mitteln (z. B. Bank- und Kassenbestand, Schecks) decken? 

    Für die Berechnung wird folgende Formel verwendet:


    Liquidität 1. Grades = flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100
     

    Das Ergebnis dieser Rechnung muss nicht zwangsläufig 100 Prozent betragen, da Unternehmen auch Forderungen und Vorräte für die Begleichung kurzfristiger Verbindlichkeiten nutzen können. 

     

    Liquidität 2. Grades 

    Die Liquidität 2. Grades beantwortet folgende Frage: In welchem Maße kann ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit flüssigen Mitteln und kurzfristigen Forderungen decken? 

    Die Formel lautet: 


    Liquidität 2. Grades = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100

    Das Ergebnis sollte im Bereich von 100 bis 120 Prozent liegen. Werte unter 100 Prozent deuten auf zu hohe Lagerbestände und Absatzschwierigkeiten eines Unternehmens hin.

     

    Liquidität 3. Grades 

    Die Liquidität 3. Grades beantwortet folgende Frage: In welchem Maße kann ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit flüssigen Mitteln, kurzfristigen Forderungen und Vorräten decken? 

    Die Formel stellt sich wie folgt dar: 


    Liquidität 3. Grades = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100 

     

    Das Verhältnis sollte sich in einem Wert von mindestens 120 Prozent widerspiegeln. Niedrigere Werte deuten auf Absatzprobleme des Unternehmens hin. Liegt der Wert deutlich darüber, kann hingegen die Kapitalbindung zu hoch sein (zu hoher Lagerbestand). 

    Was sagt die statische Liquidität aus? 

    Die zuvor gezeigte Berechnung der Liquiditätsgrade wird auch Berechnung der „statischen Liquidität“ (oder bilanziellen Liquidität) genannt. Ihr Nachteil liegt darin, dass sich die Ergebnisse nur auf einem bestimmten Zeitpunkt beziehen. Zukünftige Zahlungseingänge oder Forderungen finden hingegen keine Berücksichtigung. Dennoch sind die Liquiditätsgrade ein guter, verlässlicher Anhaltspunkt zur aktuellen Zahlungsfähigkeit von Unternehmen. 

    Was ist die dynamische Liquidität? 

    Im Gegensatz zur statischen Liquidität bezieht sich die dynamische Liquidität nicht nur auf einen bestimmten Stichtag, sondern auf einen definierten Zeitraum. Durch die Berechnung erhalten Unternehmer Auskunft zu folgender Frage: Werde ich in der Lage sein, meinen Verbindlichkeiten in einem bestimmten Zeitraum durch den Einsatz vorhandener liquider Mittel, kurzfristiger Forderungen und geschätzter Umsätze nachzukommen? 

    Als Formel stellt sich dies wie folgt dar: 


    dynamische Liquidität = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + geschätzte Umsätze) /  kurzfristige Verbindlichkeiten * 100
     

    Wie lässt sich die Liquidität verbessern? 

    Um einer schlechten Liquidität vorzubeugen oder die Liquidität zu verbessern, können Unternehmen unterschiedliche Maßnahmen ergreifen. Ein großer Hebel besteht darin, das Management der Außenstände zu optimieren. Eine Maßnahme wäre hierbei das Herabsetzen der Zahlungsziele für Kunden, um einen schnelleren Ausgleich offener Rechnungen zu erreichen. Außerdem kann das Mahnwesen strenger gestaltet werden, wodurch überfällige Forderungen schneller eingebracht werden. Besonders schwierige Fälle können im Rahmen des sogenannten Factorings an externe Dienstleister ausgelagert werden. 

    Weitere Möglichkeiten, die Liquidität kurzfristig zu optimieren, verbergen sich im Umlaufvermögen, genauer gesagt in den Vorräten. Denn gelingt es, Lagerbestände zu reduzieren, wird Kapital für anderweitige Zahlungsverpflichtungen frei. Größere Unternehmen können außerdem Geschäftsanteile verkaufen oder Aktien ausgeben, um einen Zufluss liquider Mittel zu erreichen. 

    Weitere Optionen zur Steigerung der Liquidität sind die folgenden: 

    Maßnahme 

    Details 

    Einkaufskosten senken 

    Mit den Lieferanten bessere Preise, Rabatte und Skonti verhandeln 

    Leasing statt Kauf 

    Wirtschaftsgüter leasen, statt zu kaufen (Kapitalbindung reduzieren) 

    Kredite aufnehmen 

    Kredite bei Lieferanten (längeres Zahlungsziel), Banken oder aus Förderprogrammen (z. B. KfW) in Anspruch nehmen 

    Steuervorteile nutzen 

    Freibeträge ausschöpfen, Vorauszahlungen herabsetzen 

    Reisekosten senken 

    Dienstreisen auf das notwendige Maß reduzieren und durch kostengünstigere Alternativen (z. B. Videokonferenzen) ersetzen 

    Warum ist die Liquiditätsplanung wichtig? 

    Damit ein Unternehmen weiß, ob und welche Maßnahmen der Liquiditätssteigerung notwendig sind, benötigt es eine solide Liquiditätsplanung. Diese stellt alle ‎Ein- und Auszahlungen zu ihren jeweiligen Fälligkeitsterminen gegenüber. Am Ende dieser Rechnung ergibt sich ein Saldo. Ist dieser negativ, so hätte ein Unternehmen am Ende der Planungsperiode zu wenig liquide Mittel. Entsprechend müssten dann geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um das Defizit auszugleichen. 

    Was ist der Unterschied zwischen Liquidität und Gewinn? 

    Gewinn und Liquidität sind zwei völlig unterschiedliche Kenngrößen. Sich als Unternehmer alleine auf den Gewinn zu konzentrieren, wäre fahrlässig. Denn trotz guter Gewinne können Situationen eintreten, in denen es zu Liquiditätsengpässen kommt. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Gewinne vollständig reinvestiert werden, ohne Rücklagen zu bilden. Ebenso können Engpässe auftreten, wenn Gewinn kurzfristig einbrechen und laufende Zahlungsverpflichtungen dennoch erfüllt werden müssen. Kurz: Der Gewinn entscheidet nicht alleine über die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen. 

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    Autor dieses Artikels ist , CEO, Gründer und Gesellschafter des Cloud ERP-Anbieters weclapp.

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