Lexikon Lagerkennzahlen

Lagerkennzahlen

Was sind Lagerkennzahlen?

Lagerkennzahlen kommen aus der Betriebswirtschaftslehre. Es handelt sich um messbare Werte, die Auskunft über die Wirtschaftlichkeit und Effizienz eines Lagers in Unternehmen geben. Auf dieser Basis lässt sich die Lagerhaltung überwachen und optimieren
Lesedauer: 3:27 min

Was sind Kennzahlen im Lager?

Lagerkennzahlen sind betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Sie werden auch Lagerkennziffern oder Lager-KPIs genannt. Im Wesentlichen geben Sie Auskunft darüber, inwiefern ein Unternehmen seine Geschäftsziele im Hinblick auf den Bestand und die Beschaffung erreicht. Im Vordergrund stehen dabei meist zwei Ziele:

  • Senkung der Lagerkosten (Kapitalbindung durch Lagerbestand und Kosten der Prozesse)
  • Sicherstellung einer optimalen Produktverfügbarkeit

Alle gängigen Lagerkennzahlen werden im Zeitverlauf regelmäßig neu berechnet. So können sie mit Vergangenheitswerten verglichen werden, wodurch eine Entwicklung sichtbar wird.

Warum werden Lagerkennzahlen berechnet?

Durch die Berechnung von Lagerkennziffern wie Lagerbestand, Lagerdauer und Lagerumschlagshäufigkeit erhalten Unternehmen Transparenz zu den Prozessen in ihrem Lager. Hierdurch ist es möglich, Schwachstellen aufzudecken und Optimierungsmaßnahmen einzuleiten. Zudem lassen sich von vielen Lagerbestand-Kennzahlen Prognosen ableiten. Dadurch können Bestände, Lagerzeiten, Lagerkosten und die Lagerauslastung besser geplant werden.

Durch die regelmäßige Auswertung der Lagerkennzahlen realisieren Unternehmen insgesamt folgende Vorteile:

  • Exakte Berechnung von Lagerbeständen
  • Identifizierung fehlerhafter oder optimierungsbedürftiger Prozesse
  • Optimierte Bestandsplanung
  • Senkung der Kapitalbindung
  • Sicherung der Materialverfügbarkeit

Was gibt es für Lagerkennzahlen?

Grundsätzlich lassen sich Lagerkennzahlen in zwei Arten einteilen:

  • absolute Zahlen: beschreiben nur direkt quantifizierbare Zustände (z. B. Gesamtbestand des Lagers in Euro); sind die Basis für die Berechnung von Verhältniszahlen
  • Verhältniszahlen (relative Zahlen): besitzen mehr strategische Ausdruckskraft; werden gebildet, indem zwei absolute Zahlen in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden

Gängige Kennzahlen rund um den Lagerbestand sind folgende:

LagerkennzahlenBetriebswirtschaftliche Fragestellung
Durchschnittlicher LagerbestandWie viele Waren sind durchschnittlich auf Lager?
Durchschnittliche LagerdauerWie lange liegt Ware durchschnittlich auf Lager?
KapitalbindungWie viel Kapital ist durch den Lagerbestand gebunden?
LagerkostensatzWie hoch sind die Lagerkosten im Verhältnis zum durchschnittlichen Lagerbestand?
LagerumschlagshäufigkeitWie oft leert und füllt sich das Lager in einer bestimmten Periode?
LagerreichweiteWie lange reicht ein Bestand bei normalem Verbrauch aus?
Lagerzinssatz (Lagerzinsen)Wie viel kostet der durchschnittliche Lagerbestand während der durchschnittlichen Lagerdauer?
WareneinsatzIn welchem Wert wurden Waren in einer Periode verkauft oder verbraucht?
Die wichtigsten Lagerkennzahlen-Formeln möchten wir im Folgenden auflisten.

Durchschnittlicher Lagerbestand

Diese Kennzahl ist wichtig zur Überwachung und Steuerung des gebundenen Kapitals. Sie wird mit folgender Formel berechnet:

Durchschnittlicher Lagerbestand = Anfangsbestand + Endbestand / 2

Durchschnittliche Lagerdauer

Je höher die Lagerdauer, desto höher die Kapitalbindung. Das Ziel sollte daher eine möglichst geringe Lagerdauer sein. Die Berechnung erfolgt mit dieser Formel:

Durschnittliche Lagerdauer = 360 Tage x Durschnittlicher Lagerbestand / Jahresverbrauch

Kapitalbindung

Waren, die sich in einem Lager im Bestand befinden, werden betriebswirtschaftlich als gebundenes Kapital bezeichnet. Zu viel gebundenes Kapital beeinträchtig die Liquidität von Unternehmen, sodass eine möglichst niedrige Kapitalbindung anzustreben ist.

Durschnittliche Kapitalbindung = Durschnittlicher Lagerbestand x Beschaffungskosten / Bestellmenge

Lagerkostensatz

Diese Lagerkennziffer verdeutlicht, welche Gesamtkosten ein Lager in Relation zum durchschnittlichen Lagerbestand verursacht. Summiert werden alle Kosten, die mit dem Lager zusammenhängen (z. B. Personalkosten, Instandhaltungskosten, Energie, Mieten, Abschreibungen, Lagereinrichtung, Förderzeuge usw.). Die Lagerkostensatz-Formel lautet:

Lagerkostensatz = Lagerkosten / Durchschnittlicher Lagerwert x 100

Lagerumschlagshäufigkeit

Die Umschlagshäufigkeit kann für das gesamte Lager, bestimmte Warengruppen und auch für einzelne Artikel berechnet werden. Sie sagt aus, wie häufig der Bestand ein- und wieder ausgelagert wird. Das Ziel ist eine möglichst hohe Umschlagshäufigkeit. Ist sie hingegen sehr niedrig, deutet das auf Lagerhüter hin. Die Formel zur Berechnung der Lagerumschlagshäufigkeit lautet:

Lagerumschlagshäufigkeit = Wareneinsatz / Durchschnittlicher Lagerbestand zu Einstandspreisen

Lagerreichweite

Diese Kennzahl ist wichtig für die Versorgungssicherheit. Sie sagt aus, wie lange der Bestand voraussichtlich ausreichen wird. Die Formel lautet:

Lagerreichweite = Durchschnittlicher Lagerbestand der Periode / Verbrauch pro Periode

Lagerzinssatz (Lagerzinsen)

Der Lagerzinssatz lässt sich durch die Anpassung der durchschnittlichen Lagerdauer verändern (erhöhen oder senken). Idealerweise bewegt er sich auf einem niedrigen Niveau, sodass die Lagerzinsen in Summe gering ausfallen.

Lagerzinssatz = Zinssatz (p.a) x durchschnittliche Lagerdauer in Tagen / 360 Tage

Hinweis: Bei dem „Zinssatz (p.a.)“ wird in der Regel ein bestimmter Marktzins verwendet.

Sobald der Lagerzinssatz ermittelt wurde, können die Lagerzinsen ausgerechnet werden:

Lagerzinsen = Durchschnittlicher Lagerbestand x Lagerzinssatz in Prozent / 100 Prozent

Wareneinsatz

Der Wareneinsatz gibt an, in welchem Wert Waren aus dem Lager für den Verkauf oder die Produktion entnommen wurden.

Hier findest du ausführliche Informationen zum Wareneinsatz

Autor Ertan Özdil

Autor dieses Artikels ist Ertan Özdil, CEO, Gründer und Gesellschafter des Cloud ERP-Anbieters weclapp.

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