Kontenrahmen & Kontenplan
Unterschied Kontenrahmen und Kontenplan
Der Kontenplan ist ein Begriff aus dem Rechnungswesen und zählt zur doppelten Buchführung. Es umfasst eine Liste aller bestehenden Konten eines Unternehmens und stellt einen Kontenrahmen, der auf das Unternehmen angepasst ist, dar.
Wenn ein Unternehmer im Rahmen der Finanzbuchhaltung einen passenden Kontenrahmen für sein Unternehmen ausgewählt hat, dann nimmt er notwendigerweise bei Erstellung der Finanzbuchhaltung individuelle Anpassungen vor und erstellt so den Kontenplan seines Unternehmens. Diese Anpassungen können beispielsweise wie folgt aussehen:
- Der Kontenrahmen wird ausgedünnt, da nicht alle Konten benötigt werden. Zum Beispiel benötigt eine reine Dienstleistungsfirma das Konto „Rohstoffe“ nicht.
- Es werden individuelle Unterkonten angelegt, beispielsweise wird jedes Bankkonto einzeln mit Banknamen und Kontonummer benannt.
- Einige Konten werden umbenannt oder Bezeichnungen werden gekürzt.
Ein Kontenplan ist die individuelle Kontengliederung eines Unternehmens in Anlehnung an einen ausgewählten Kontenrahmen.
Hinweis:
Du solltest bei der Entwicklung des unternehmensindividuellen Kontenplans darauf achten, dass einerseits alle notwendigen Untergliederungen getroffen werden, um eine aussagekräftige Buchführung zu gewährleisten. Andererseits wird ein Kontenplan durch zu viele Untergliederungen auch unübersichtlich. Diese solltest Du demnach nur vornehmen, wenn sie wirklich notwendig sind.
Hast Du erst einmal einen individuellen Kontenplan für Dein Unternehmen entwickelt, so gehen viele folgende Prozesse leichter von der Hand.
Wie ist der Aufbau eines Kontenrahmens?
In einem deutschen Kontenrahmen wird in der Regel jedem Konto eine vierstellige Ziffer zugewiesen. Jede Ziffer entspricht, wie aus Tabelle 1 hervorgeht, einer Gliederungsebene.
Gliederungsebenen von Kontonummern:
Ziffer | Gliederungsebene |
---|---|
Ziffer 1 | Kontenklasse |
Ziffer 2 | Kontengruppe |
Ziffer 3 | Kontenuntergruppe |
Ziffer 4 | Einzelkonto |
Wie die einzelnen Kontenklassen und Kontengruppen definiert werden, hängt von dem entsprechenden Kontenrahmen ab. Deshalb findest Du an dieser Stelle des Artikels auch noch kein konkretes Beispiel.
Es gibt im Wesentlichen zwei verschiedene Ordnungsprinzipien für Kontenrahmen. Diese haben Einfluss auf die Reihenfolge der jeweiligen Kontenklassen.
Ordnungsprinzipien für Kontenrahmen:
Wie heißt es? | Wie funktioniert es? | Was bedeutet dies? |
---|---|---|
Prozessgliederungsprinzip | Hier erfolgt die Ordnung der Kontenklassen nach den Produktionsprozessen des Unternehmens. | Die Position Wareneingang kommt vor der Position Bestände, danach folgen erst die Erlöse. |
Abschlussgliederungsprinzip | Bei diesem Prinzip erfolgt die Ordnung der Kontenklassen nach der Gliederung des Jahresabschlusses. | Zuerst kommen die Positionen der Bilanz (Aktiva und Passiva), dann die Positionen der GuV (Erträge und Aufwendungen) |
Was sind die Vorteile eines Kontenrahmens?
Die Praxis der doppelten Buchführung würde ein einziges Chaos sein, wenn es keine Kontenrahmen zur Orientierung gäbe. Jedes Unternehmen würde anfangs mit demselben großen Problem dastehen: Wie benenne ich meine Konten und nach welchem Schema soll ich dies tun?
Ein Kontenrahmen hat deshalb einige wesentliche Vorteile:
- Es liegt eine klare und übersichtliche Systematik zur Vergabe von Kontonummern vor.
- Die Vergleichbarkeit der Buchhaltung verschiedener Unternehmen wird sichergestellt.
- Die Vergleichbarkeit der Zahlen mehrerer Wirtschaftsjahre ist möglich.
- Durch die einheitliche Vergabe von Kontonummern können Softwareprogramme miteinander vernetzt werden, beispielsweise werden die Daten aus dem Buchhaltungsprogramm automatisch an die Steuerprogramme übertragen.
- Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter wird erleichtert.
Was sind gängige Standardkontenrahmen für Deutschland?
Die Firma Datev hat zahlreiche Kontenrahmen entwickelt, die auf bestimmte Branchen abgestimmt sind. Bei der Suche nach einem geeigneten Kontenrahmen stößt Du schnell auf die Bezeichnung „SKR“, was die Abkürzung für Standardkontenrahmen ist.
Ein Standardkontenrahmen ist ein Kontenrahmen, der nach bestimmten Ordnungskriterien aufgebaut wurde.
Standardkontenrahmen nach Datev:
SKR 03 | Publizitätspflichtige Unternehmen |
SKR 04 | Publizitätspflichtige Unternehmen |
SKR 14 | Land- und Forstwirtschaft |
SKR 30 | Einzelhandel |
SKR 45 | Heime und soziale Einrichtungen |
SKR 49 | Vereine, Stiftungen, gemeinnützige GmbHs |
SKR 51 | Kfz-Gewerbe |
SKR 70 | Hotels und Gaststätten |
SKR 80 | Zahnärzte |
SKR 81 | Arztpraxen |
SKR 99 | Krankenhäuser |
Die in Deutschland am weitesten verbreiteten Standardkontenrahmen sind der SKR 03 und SKR 04.
Was ist der gängigste Kontenrahmen für Österreich?
In Österreich wird hauptsächlich der „Österreichische Einheitskontenrahmen“ verwendet. Dieser ist nach der Methode der Abschlussgliederung aufgebaut, d.h. die Reihenfolge der Kontenklassen richtet sich nach dem Aufbau des Jahresabschlusses (Bilanz und Gewinn – und Verlustrechnung).
Österreichischer Einheitskontenrahmen:
Ordnungsschema | Klasse | Bezeichnung |
---|---|---|
Abschlussgliederung | 1 | Aktiven |
2 | Passiven | |
3 | Betrieblicher Ertrag aus Lieferungen und Leistungen | |
4 | Aufwand für Material, Handelswaren, Dienstleistungen und Energie | |
5 | Personalaufwand | |
6 | Übriger betrieblicher Aufwand, Abschreibungen und Wertberichtigungen sowie Finanzergebnis | |
7 | Betrieblicher Nebenerfolg | |
8 | Betriebsfremder, außerordentlicher, einmaliger oder periodenfremder Aufwand und Ertrag | |
9 | Abschluss |
Der Österreichische Einheitskontenrahmen hat die Besonderheit, dass die Kontonummern lediglich aus drei Ziffern bestehen. Die Kontenklasse (siehe Tabelle) legt die erste Ziffer der Kontonummer fest, die zweite Ziffer definiert die Kontengruppe und die dritte Ziffer das bestimmte Konto.
Beispiel:
Die Konten 280 bis 288 sind für „Guthaben bei Kreditinstituten“ reserviert. Die Kontenklasse ist hier 2 (Sonstiges Umlaufvermögen, Rechnungsabgrenzungsposten), die Kontengruppe 28 (Kassenbestand, Schecks, Guthaben bei Kreditinstituten) und die Kontonummern für die speziellen Bankkonten 280 bis 288.
Was ist der gängigste Kontenrahmen für die Schweiz?
Auch der in der Schweiz am weitesten verbreitetete Kontenrahmen ist nach der Methode der Abschlussgliederung aufgebaut und richtet sich somit wie der SKR 04 und der Österreichische Einheitskontenrahmen nach dem Aufbau der Bilanz. Er nennt sich KMU-Kontenrahmen (Kontenrahmen für kleine und mittlere Unternehmen in Produktion, Handel und Dienstleistung) und löste den mittlerweile veralteten Käfer-Kontenrahmen (benannt nach dem Ersteller Dr. Käfer) ab.
In der nachfolgenden Tabelle siehst Du einen Überblick über die vorhandenen Kontenklassen des KMU-Kontenrahmens.
KMU-Kontenrahmen Schweiz:
Ordnungsschema | Klasse | Bezeichnung |
---|---|---|
Abschlussgliederung | 1 | Aktiven |
2 | Passiven | |
3 | Betrieblicher Ertrag aus Lieferungen und Leistungen | |
4 | Aufwand für Material, Handelswaren, Dienstleistungen und Energie | |
5 | Personalaufwand | |
6 | Übriger betrieblicher Aufwand, Abschreibungen und Wertberichtigungen sowie Finanzergebnis | |
7 | Betrieblicher Nebenerfolg | |
8 | Betriebsfremder, außerordentlicher, einmaliger oder periodenfremder Aufwand und Ertrag | |
9 | Abschluss |
Die Kontenklasse bestimmt die erste Ziffer der vierstelligen Kontonummer. Die zweite Ziffer legt die Kontenhauptgruppe fest, die dritte Ziffer die Kontengruppe und die vierte Ziffer das spezielle Konto.
Beispiel:
Die Konten 1020 bis 1029 sind für „Bankguthaben“ reserviert. Die Kontenklasse ist hier 1 (Aktiven), die Kontenhauptgruppe 10 (Umlaufvermögen), die Kontengruppe 102 (Bankguthaben) und die Kontonummern für die speziellen Bankkonten 1020 bis 1029.
Spezielle Kontenrahmen
Für eine Großzahl der Unternehmen in Deutschland sind die Standardkontenrahmen als Grundlage für ihre Buchhaltung vollkommen ausreichend. Allerdings sind die standardisierten Gruppierungen für einige Branchen oder für ganz bestimmte Unternehmen nur schwer anzuwenden, da einige Konten schlichtweg fehlen oder eine genauere Unterteilung notwendig ist. Für diese Fälle wurden spezielle Kontenrahmen entwickelt, die genau auf die Bedürfnisse der Branche beziehungsweise des konkreten Unternehmens abgestimmt sind. Die Grundlage für diese speziellen Kontenrahmen bilden allerdings in der Regel die Standardkontenrahmen. Diese wurden zum Beispiel branchenabhängig erweitert und detaillierter gegliedert.
Es gibt spezielle Kontenrahmen für bestimmte Branchen, die durch Anpassung der Standardkontenrahmen entwickelt wurden. Einige Unternehmen weisen in ihrer Buchhaltungspraxis allerdings so große Besonderheiten auf, dass es eigens für sie entwickelte Kontenrahmen gibt.
Spezielle Kontenrahmen:
Spezielle Kontenrahmen für Branchen | Spezielle Kontenrahmen für Unternehmen |
---|---|
Ärzte | BMW |
Hotels und Gaststätten | Fiat |
Kfz-Betriebe | McDonalds |
Krankenhäuser | Burger King |
Der Industriekontenrahmen
Dieser Kontenrahmen, auch kurz IKR genannt, wurde speziell für Industriebetriebe entwickelt. Er soll auf sämtliche Betriebe der Industrie anwendbar sein, egal wie groß das Unternehmen ist und welche Rechtsform es hat. Liegen erhebliche branchenspezifische Besonderheiten vor, kann der Industriekontenrahmen als Basis für den Kontenplan des Unternehmens herangezogen werden.
Wichtig für den IKR ist, dass er dem Zweikreissystem Rechnung trägt. Dies bedeutet, dass es sowohl Konten für den Bereich der Buchführung (externes Rechnungswesen) als auch Konten für den Bereich der Kosten- und Leistungsrechnung (internes Rechnungswesen) vorsieht. Alle anderen erwähnten Kontenrahmen in diesem Artikel sind nach dem Einkreissystem aufgebaut, d.h. dass die Konten der Finanzbuchhaltung und die Konten der Kosten- und Leistungsrechnung gemeinsam erfasst werden.
Der IKR wurde gemäß des Abschlussgliederungsprinzips erstellt, die Kontenklassen orientieren sich also an der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung.
Industriekontenrahmen:
Ordnungsschema | Klasse | Bezeichnung |
---|---|---|
Abschlussgliederung | 0 | Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen |
1 | Finanzanlagen | |
2 | Umlaufvermögen und aktive Rechnungsabgrenzung | |
3 | Eigenkapital und Rückstellungen | |
4 | Verbindlichkeiten und passive Rechnungsabgrenzung | |
5 | Erträge | |
6 | Betriebliche Aufwendungen | |
7 | Weitere Aufwendungen | |
8 | Ergebnisrechnungen | |
9 | Kosten – und Leistungsrechnung (KLR) |
Insgesamt sind die Kontonummern beim Kontenrahmen für die Industrie wie bei den meisten Kontenrahmen vierstellig. Die erste Ziffer ist die in der obigen Tabelle definierte Kontenklasse, danach folgt als zweite Ziffer die Kontengruppe, die dritte Ziffer ist die Kontenuntergruppe und die vierte Ziffer dient der Benennung des jeweiligen Einzelkontos.
Beispiel: IKR
Die Konten 2880 bis 2889 sind für „Kasse“ reserviert. Die Kontenklasse ist hier 2 (Umlaufvermögen und aktive Rechnungsabgrenzung), die Kontenhauptgruppe 28 (Flüssige Mittel), die Kontengruppe 288 (Kasse) und die Kontonummern für die einzelnen Kassen 2880 bis 2889.
Autor dieses Artikels ist Ertan Özdil, CEO, Gründer und Gesellschafter des Cloud ERP-Anbieters weclapp.
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