Lexikon Herstellkosten

Herstellkosten

Was sind Herstellkosten?

Herstellkosten sind diejenigen Kosten, die in einem Unternehmen für die Herstellung von Produkten entstehen. Im betrieblichen Rechnungswesen dienen sie als Grundlage für die Kalkulation von Verkaufspreisen und die Berechnung von Deckungsbeiträgen.
Lesedauer: 4:39 min

Was ist der Unterschied zwischen Herstellungskosten und Herstellkosten?

Die Begriffe Herstellungskosten und Herstellkosten müssen klar voneinander abgegrenzt werden. Aus folgender Gegenüberstellung gehen die Unterschiede hervor:

HerstellungskostenHerstellkosten
Begriff aus der Bilanzierung (gesetzlich geregelt)Begriff aus der Kostenrechnung (Kosten- und Leistungsrechnung)
Bewertung von Vermögensgegenständen wie selbsterstellten Maschinen und VorrätenUmfasst alle Kosten, die bei der Produktion von Gütern oder bei Dienstleistungen anfallen
Dürfen anteilig auch Kosten der allgemeinen Verwaltung enthaltenEnthalten keine Verwaltungskosten
Dürfen keine kalkulatorischen Kosten enthaltenKalkulatorische Kosten können bei Bedarf einbezogen werden

Wie berechnet man die Herstellkosten?

Die Herstellungskosten berechnen Unternehmen theoretisch wie folgt:

Herstellkosten pro Stück =

Produktionskosten : produzierte Menge

Hinweis: Unter Produktionskosten sind die betriebsbedingten Kosten abzüglich der Vertriebs- und Verwaltungskosten zu verstehen.

In der Praxis ist die Ermittlung der Herstellkosten im Rechnungswesen jedoch weitaus komplexer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Meist stellt ein Unternehmen mehrere Produkte und Produktvarianten her. Eine simple Division durch Stückzahlen ist somit nicht möglich.
  • Produkte werden meist nicht in einem Arbeitsgang gefertigt. Oft entstehen Zwischenprodukte, welche als unfertige Erzeugnisse zu bewerten sind.

Weiterhin muss berücksichtigt werden, dass zwei Arten von Kosten anfallen:

  • Einzelkosten: können dem Produkt direkt zugeordnet werden
  • Gemeinkosten: können nicht direkt zugeordnet werden, müssen über Schlüssel auf die Produkte umgelegt werden

Welche Kosten ergeben die Herstellkosten?

Grundsätzlich setzen sich die Herstellkosten aus Materialkosten und Fertigungskosten zusammen. Diese lassen sich nach folgendem Schema aufschlüsseln und ermitteln.

Materialeinzelkosten
+ Materialgemeinkosten
= Materialkosten
Fertigungseinzelkosten (Fertigungslöhne)
+ Fertigungsgemeinkosten
+ Sondereinzelkosten der Fertigung
= Fertigungskosten
Materialkosten
+ Fertigungskosten
= Herstellkosten

Hinweis: In der Kalkulation wird das Ergebnis dieser Rechnung auch „Herstellkosten 1“ oder „Herstellkosten der Erzeugung“ genannt.

Herstellkosten berechnen: Beispiel-Kalkulation

In diesem Beispiel gehen wir von folgenden Daten aus:

  • Art des Unternehmens: Herstellung von Wachskerzen
  • Produzierte Menge: 500.000 Stück
  • Kosten für Fertigungsmaterial: 100.000 Euro
  • Fertigungsgemeinkosten (Fertigungslöhne): 200.000 Euro
  • Kalkulationszuschlag für Materialgemeinkosten: 20 Prozent
  • Kalkulationszuschlag für Fertigungsgemeinkosten: 110 Prozent
  • Sondereinzelkosten der Fertigung: keine

Die Ermittlung der Herstellkosten wird folgendermaßen vorgenommen:

Materialeinzelkosten 100.000 €
+ Materialgemeinkosten (20 %) 20.000 €
= Materialkosten 120.000 €
Fertigungseinzelkosten 200.000 €
+ Fertigungsgemeinkosten (110 %) 220.000 €
= Fertigungskosten 420.000 €
Herstellkosten der Erzeugung (Summe aus Materialkosten und Fertigungskosten) 540.000 €

Herstellkosten pro Stück = 540.000 € : 500.000 Stück = 1,08 € pro Wachskerze

Würde man nun noch die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten hinzuaddieren, so ergäben sich die sogenannten Selbstkosten.

Autor Ertan Özdil

Autor dieses Artikels ist Ertan Özdil, CEO, Gründer und Gesellschafter des Cloud ERP-Anbieters weclapp.

Haftungsausschluss

Die Inhalte der Artikel sind als unverbindliche Informationen und Hinweise zu verstehen. Die weclapp GmbH übernimmt keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit der Angaben.

Melde dich für unseren Newsletter an, um über neue Funktionen und Angebote auf dem Laufenden zu bleiben.

Die Software richtet sich an Unternehmen und darf nur von diesen genutzt werden. Sie ist nicht für die Nutzung durch Verbrauchende bestimmt.

Endlich richtig professionell.