Fremdkapital
Was ist Fremdkapital?
Als Fremdkapital wird der Teil des Kapitals eines Unternehmens bezeichnet, der von Dritten (Gläubigern) eingebracht wird. Das Fremdkapital setzt sich aus Verbindlichkeiten und Rückstellungen zusammen und bildet zusammen mit dem Eigenkapital das Gesamtkapital des Unternehmens.
Was wird alles als Fremdkapital gewertet?
Vereinfacht ausgedrückt ist Fremdkapital Kapital, das nicht dem Eigentümer des Unternehmens gehört, sondern den Gläubigern (z. B. Banken, Fiskus, Lieferanten etc.) Es handelt sich also um Schulden, die das Unternehmen als Kredite aufnimmt oder in der Bilanz als Rückstellungen einstellt.
In § 266 (3) HGB werden dem Fremdkapital folgende Positionen zugerechnet:
Fremdkapital: Rückstellungen
Rückstellungen werden für ungewisse Verbindlichkeiten gebildet, deren Eintritt zwar erwartet wird, deren genaue Höhe und Fälligkeitszeitpunkt jedoch noch nicht genau feststehen:
- Rückstellungen für die betriebliche Altersvorsorge von Arbeitnehmern
- Steuerrückstellungen für Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuer
- Sonstige Rückstellungen für Provisionen oder drohende Verluste
Fremdkapital: Verbindlichkeiten
Verbindlichkeiten sind finanzielle Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber Dritten:
- Bei der Ausgabe von Anleihen leiht der Käufer dem Unternehmen Kapital. Dem Unternehmen entstehen somit Verbindlichkeiten durch den Verkauf von Wertpapieren.
- Erhaltene Anzahlungen entstehen, wenn ein Kunde einen Teil der Rechnungssumme vor der Lieferung oder Leistungserbringung begleicht.
- Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten entstehen durch die Aufnahme von Darlehen, Lieferantenkrediten oder Obligationen.
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sind finanzielle Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber Lieferanten, deren offene Rechnungen noch nicht beglichen wurden.
- Sonstige Verbindlichkeiten, das sind z. B. Sozialversicherungsbeiträge.
Fremdkapital: Rechnungsabgrenzungsposten
Rechnungsabgrenzungsposten werden gebildet, wenn Verbindlichkeiten aufgrund des Jahreswechsels entstehen. Das ist etwa dann der Fall, wenn die Zahlung für eine Leistung im Dezember erfolgt, die Leistung selber jedoch erst im Folgejahr erbracht wird.
Was sind die Vor- und Nachteile von Fremdkapital?
Die wenigsten Unternehmen können ihren Geschäftsbetrieb ausschließlich aus eigenen finanziellen Mitteln sicherstellen und sind auf eine teil- und zeitweise Fremdkapitalfinanzierung angewiesen. Für die Nutzung von Fremdkapital sprechen jedoch nicht nur Sachzwänge, sondern auch einige gute Argumente:
- Die Kosten für Fremdkapital sind in vielen Ländern steuerabzugsfähig, während die Kosten des Eigenkapitals vom Unternehmen steuerlich nicht berücksichtigt werden.
- Fremdkapitalgeber erhalten grundsätzlich keine Mitbestimmungsrechte im Unternehmen und sind nicht an einer Wertsteigerung des Unternehmens oder dem Gewinn beteiligt.
- Das Unternehmen bleibt unabhängig und behält die Kontrolle über operative und strategische Entscheidungen.
Allerdings stehen einer (zu intensiven) Fremdkapitalfinanzierung auch Nachteile gegenüber:
- Das Risiko einer Insolvenz erhöht sich bei einer steigenden Fremdkapitalquote immer stärker, weil finanzielle Mittel zur Begleichung der Schulden bereitgestellt werden müssen.
- Die Gläubiger werden im Falle einer Insolvenz vor dem Eigenkapitalgeber befriedigt.
- Banken setzen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen mit einer hohen Fremdkapitalquote herunter, da diese ein höheres Ausfallrisiko aufweisen.
Wie werden Fremdkapitalquote und Liquidität berechnet und was sagen diese Kennzahlen aus?
Um die Bilanz eines Unternehmens zu analysieren, werden verschiedene betriebswirtschaftliche Kennzahlen mit dem ausgewiesenen Eigen- und Fremdkapital gebildet:
Die Fremdkapitalquote setzt die Höhe des Fremdkapitals mit dem Gesamtkapital des Unternehmens ins Verhältnis:
Fremdkapitalquote = Fremdkapital / Gesamtkapital * 100
Je geringer die Fremdkapitalquote, desto stärker finanziert sich das Unternehmen mit Eigenkapital. Eine Quote von 0 % bedeutet, dass die gesamte Finanzierung auf Basis des Eigenkapitals erfolgt.
Die Liquidität beschreibt die Möglichkeiten eines Unternehmens, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Ein Unternehmen gilt als liquid, wenn es alle fälligen Zahlungsverpflichtungen fristgemäß und in voller Höhe begleichen kann.
Um die Aussagekraft dieser Kennzahl zu erhöhen, werden die Liquidität 1. und 2. Grades unterschieden:
Liquidität 1. Grades = flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100
Für die Liquidität 1. Grades werden nur flüssige Mittel (Bankguthaben, Kassenbestand etc.) einbezogen. Darum wird diese Kennzahl auch als „Cash Ratio“ bezeichnet.
Bei der Liquidität 2. Grades werden zusätzlich auch kurzfristig liquidierbare Forderungen und Wertpapiere mit einbezogen:
Liquidität 2. Grades = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Wertpapiere des Umlaufvermögens) / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100
Je höher die Liquidität eines Unternehmens ist, desto besser ist seine Zahlungsfähigkeit, und desto unwahrscheinlich ist eine Insolvenz.
Wie wird Fremdkapital in der Bilanz ausgewiesen?
Das Kapital eines Unternehmens ist die Summe aus Eigen- und Fremdkapital. In der Bilanz wird es entsprechend den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs immer auf der Passivseite („Mittelherkunft“) ausgewiesen:
Bilanz | |
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Aktiva | Passiva |
Anlagevermögen | Eigenkapital |
Umlaufvermögen | Rückstellungen |
Rechnungsabgrenzungsposten | Verbindlichkeiten |
Rechnungsabgrenzungsposten |
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