Bedarfsermittlung
Was ist Bedarfsermittlung?
Die Bedarfsermittlung ist per Definition ein betriebswirtschaftliches Verfahren, mit dem Unternehmen ermitteln können, welche Materialbedarfe in Zukunft auftreten werden. Betrachtet werden dabei sowohl Bedarfszeiten als auch Bedarfsmengen.
Warum ist die Bedarfsermittlung wichtig?
In der Materialwirtschaft zählt die Bedarfsermittlung (auch Materialbedarfsplanung und Beschaffungsdisposition genannt), zu den wichtigsten Grundlagen. Sie trägt dazu bei, dass die Versorgung eines Unternehmens mit Material sichergestellt ist. Hierbei ist Genauigkeit gefragt, um sowohl eine Überversorgung als auch eine Unterversorgung zu vermeiden.
Welche Bedarfsarten gibt es?
Um die Ermittlung von Bedarfen durchführen zu können, ist zunächst eine Untergliederung gemäß nachstehender Bedarfsarten notwendig und sinnvoll:
- Primärbedarf
- Sekundärbedarf
- Tertiärbedarf
Der Primärbedarf beschreibt den Bedarf an Produkten, Ersatzteilen und verkaufsfähigen Zwischenerzeugnissen bzw. Baugruppen. Es handelt sich also um Erzeugnisse, die an Kunden verkauft werden.
Bei Sekundärbedarf handelt es sich hingegen um Material, das für die Herstellung der Endprodukte benötigt wird. Konkret sind dies Rohstoffe, halbfertige Erzeugnisse (Baugruppen) und Einzelteile.
Güter der Kategorie Tertiärbedarf werden zwar ebenfalls in der Produktion benötigt, gehen jedoch nicht in das Erzeugnis über. Hierzu zählen Betriebsstoffe und Hilfsstoffe.
Welche Methoden der Bedarfsermittlung gibt es?
Für die Bedarfsermittlung stehen folgende Methoden zur Verfügung:
- Programmorientierte Bedarfsermittlung (deterministische Bedarfsermittlung)
- Verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung (stochastische Bedarfsermittlung)
- Subjektive Schätzung (heuristische Bedarfsermittlung)
- Regelbasierte Bedarfsermittlung
Besonders weit verbreitet sind die ersten beiden Varianten.
Programmorientierte Methode
Die programmorientierte (deterministische) Methode basiert auf Informationen aus vorliegenden Absatz- oder Produktionsprogrammen (Stücklisten). Diese wiederum werden entweder anhand des prognostizierten Primärbedarfs oder fester Kundenaufträge ermittelt. Ausgehend vom Primärbedarf wird dann der Sekundärbedarf und der Tertiärbedarf ermittelt. Abschließend werden die Bedarfsmengen (Bruttobedarf) mit dem verfügbaren Lagerbestand gegenübergestellt. Es ist somit klar, in welcher Menge noch Material beschafft werden muss (Nettobedarf).
Verbrauchsorientierte Methode
Bei der verbrauchsorientierten (stochastischen) Methode erfolgt die Ermittlung zukünftiger Bedarfe mit Hilfe von Verbrauchsdaten der Vergangenheit. Es wird angenommen, dass sich der künftige Bedarf analog der zurückliegenden Perioden entwickeln wird. Zudem kommen verschiedene mathematisch-statistische Verfahren (Stochastik) zur Anwendung, um die Ergebnisse de Berechnung zu optimieren.
Bedarfsermittlung Beispiel
Nachfolgendes Beispiel bezieht sich auf die programmorientierte Bedarfsermittlung. Gehen wir von folgendem Sachverhalt aus: Ein Unternehmen produziert Gartenbänke aus Holz. Für jede Bank werden 10 kg Holz und 20 Schrauben benötigt. Es soll der Bedarf für die Monate Juni, Juli und August berechnet werden. Im Lager befinden sich 2 Tonnen Holz und 4.000 Schrauben. Außerdem sind 10 Rollen Schleifpapier vorhanden.
Folgende Schritte sind erforderlich:
Schritt | Aktion | Beispiel-Werte |
---|---|---|
1 | Primärbedarf ermitteln (Vorliegende Aufträge für den Planungszeitraum auswerten) | Bedarf für den Planungszeitraum: 800 Holzbänke |
2 | Sekundärbedarf planen | Für 800 Holzbänke werden 8 Tonnen Holz und 16.000 Schrauben benötigt |
3 | Tertiärbedarf planen (benötigte Hilfs- und Betriebsstoffe) | Für die Herstellung werden 50 Rollen Schleifpapier benötigt |
4 | Verfügbaren Bestand vom Bedarf (Bruttobedarf) abziehen | Ergebnis: Der Nettobedarf beträgt 6 Tonnen Holz, 12.000 Schrauben und 40 Rollen Schleifpapier |
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